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30.09.1993

Tuskulum, das Regenbogenhaus

Es liegt alles so fern und nah zugleich, dann wenn ich in Momenten der tiefen Traurigkeit den Platz an der Hunte betrete.
Die Boote liegen versunken in ihren Träumen, fest verankert im kleinen Hafen. Im Schauen und Schweigen, dem Träumenden die Gabe gibt diese Welt zu ertragen.
So werden sie es ertragen müssen, die Tyche wird sie begleiten, die Fahrt in den Wogen bestimmen. Die Liebe, den Hass, die Begierden; in der Ruhe den Zufall treffen.
Die Göttin wird ihnen in der Not Ruhe schenken, das Einzige, ihr Bestreben den Zufall zu schwängern, ihrer neuen Geburt entgegenzusteuern um zu Leben und Leben zu überreichen.
Es dem Zufall in die Hände legen, Glück zuzulassen.

Zurück bleiben wir in unserer Melancholie.
Ich habe mich in sie verliebt, in ihre ständige Veränderlichkeit, in die Süße ihrer Erdbeermünder, in den Stamm ihres abstrusen Denkens. In einer Art Kettenreaktion denke ich an ihn, Antonin Artaud, er der schreibt:

»Denn das Leben selbst ist keine Lösung, das Leben hat keinerlei Art von gewählter, zugestimmter, determinierter Existenz. Es ist nur eine Reihe gegnerischer Begierden und Kräfte, kleiner Widersprüche, die je nach den Umständen eines abscheulichen Zufalls zu etwas führen oder scheitern. Das Böse ist ungleich in jeden Menschen hineingelegt, wie das Genie, wie der Wahnsinn.
Das Gute wie das Böse sind das Erzeugnis der Umstände und eines mehr oder weniger aktiven Treibmittels.«

In meinem Hunger stillt sie sich und saugt an meinen Brüsten mein Dasein aus, um mir zu geben, diesen Augenblicks-Zufall, der uns beide beglückt – und den Rest uns überlässt.
In der Veränderlichkeit der Dinge scheint der kleine Tod die Rettung zu sein. Im kleinen Hafen werfe ich rettend den Tod über Bord und schaue hinab in das Dunkel, wie du in die Mondflüsse, denn der Schmerz ist im Gegensatz zu dir höllisch, teuflisch vielfältig.
Nun trennen sie uns, die Welt der Welten. Ein skurriler Moment, aus der Ruhe heraus den Anker auf das Boot zu hieven. Es ist an der Zeit, zu fahren.
Ich habe sie dir geschenkt, die Göttin des Zufalls.